Bsunderbar
2024
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Am Ufer der jungen Rhone,
hier, wo sie noch Rottu heisst.
Oberwald VS, 7. November 2024
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Heute mal so.
Basler Herbstmesse, 4. November 2024
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Giovanni / 2
Die Suche nach der Herkunft meines nie gekannten italienischen Grossvaters hat sich äusserlich im Nebel aufgelöst. Drei Tage Regenwetter und nur für die Dauer eines Augenblicks wurden "seine" Berge sichtbar, dafür umso eindrucksvoller.
Innerlich verläuft eine solche Spurensuche herausfordernd: Zusammenhänge erkennen, Umstände verstehen, frühere Lebensmöglichkeiten würdigen. Spüren, fühlen, erahnen. Und sich mit einer Landschaft verbinden, die ihre verborgene Kraft auch in mir hinterlassen hat.
Geheimnisse bleiben. Und das ist gut so.
6. Oktober 2024
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Giovanni /1
Auf den Spuren des nie gekannten Grossvaters
über die Alpenpässe nach Süden.
Wir bleiben im Alpenbogen.
29. September 2024
Station Ritz Besucherzentrum, Niederwald VS
«BERGMÜTTER, QUELLFRAUEN, SPINNERINNEN»
Wild, wirkmächtig und geheimnisvoll sind die Frauengestalten, die unsere Sagenwelt bevölkern. Die Autorin holt Volkserzählungen in die Gegenwart, befreit sie aus der Enge des Tales und aus dem moralisch-katholischen Korsett. Die sorgfältig recherchierten kulturhistorischen Hintergründe machen altes Wissen sowie vergessene Frauengeschichte wieder zugänglich.
Ursula Walser-Biffiger befasst sich seit Jahrzehnten mit Erzähltradition und findet es wichtiger denn je, die Geschichte hinter den Geschichten zu entdecken und sich zu fragen: Welche Geschichten wollen wir uns heute erzählen?
13. September 2024, Vortrag/Lesung
Foto links, rechts und Mitte: Paula Seiler
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EINE AHNUNG VON HERBST
Manches Herbstfeuer brannte an diesem Ritualplatz in der wilden Schlucht. Im Unwetter dieses Sommers sind die grossen Tannen zerfetzt, die kleine Wiese mit dem Jungholz ist weggeschwemmt oder mit Geröll zugeschüttet worden. Erinnerungen liegen noch im Dunst zwischen den Felsen, Zärtlichkeit an den wenigen unversehrten Moosplätzen.
Mühlebach, 18. August 2024
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WALLISER WASSERFRAUEN
Wasser ist lebensnotwendig. In den Bergregionen zeigt sich das besonders deutlich. Oft gibt es zu wenig oder zu viel Wasser auf einmal. Viele Walliser Sagen und Geschichten drehen sich rund um dieses Thema. Die Erzählforscherin Ursula Walser-Biffiger erzählt in dieser Sendung von den Frauen-Gestalten in Walliser Sagen und was sie mit dem Wasser zu tun haben.
Eine Radiosendung zum Nachhören von Joseba Zbinden mit Ursula Walser-Biffiger
RaBe Kulturradio Bern, 13. August 2024
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ALPMUTTER AANU
Wandern auf dem Fafleralp-Rundweg, im hintersten Teil des Lötschentals – eine eindrückliche von Gletschern gestaltete Landschaft. Hartes Gestein, liebliche Alpblumen, Wasser fliesst rauschend, gurgelnd, murmelnd, zischend und tosend zu Tale.
Nach den alten Sagen ist hier das Reich der Alpmutter Aanu. Es gibt auch einen Aanugletscher, einen Aanubach, einen Aanusee. Diese jetzt noch gebräuchlichen Bezeichnungen sind uralt, stammen aus einer vorindoeuropäischen Sprache und bezeichnen nichts anderes als Wasser/Gewässer/Quelle (Derungs).
Im Lötschental ist Aanu auch als Frau Anna, als Weisse Frau oder als Holzmiättärra bekannt. Sie ist die lebenspendende Ahnfrau des Tales.
Wer bereit ist dazu, kann auf eine Begegnung mit ihr vertrauen – irgendwo an einem der Bäche, der lieblichen Bergseen, auf einem der vom Gletscher geschliffenen Felsen oder auch bei den gewaltigen Monolithen.
6. August 2024
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GLETSCHERFRAUEN
Die Weissen Frauen leben im Reich der höchsten Alpenregionen, in den Gletschern, in den Kristallpalästen, in der Anderswelt der ewigen Schneefelder. Diese alpinen Ahnfrauen heissen Vreneli, Alpmüeterli, Dolasilla, Tanna, Alpina, Madrisa, Silvretta, Dana, Diala, Salige, Ana... So wissen es die alten Sagen.
Ich wandere entlang des Schmelzwassers des Fieschergletschers und frage mich, wohin die Kraft dieser starken Gestalten wohl fliesst und was sie zu bewirken vermag.
Vielleicht gilt es, die alten Geschichten heute neu zu erzählen?
Fiescherthal, Wysswasser 16. Juli 2024
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SOMMER-SONNEN-WENDE
Eine ganz bestimmte Zeitqualität umwebt uns jetzt. Gaia zeigt sich in ihrem Sommerkleid. Es ist der Höhepunkt ihrer Entfaltung. Nun wendet sie ihre Kräfte...
Mir gefällt die alte Vorstellung, dass sie in diesen kurzen Nächten von ihren Keimlingen, Samen, Blüten und ersten Früchten träumt, davon, wie diese zur Reife gebracht werden. Und davon, wie die Menschen diese Fülle mitfeiern und wissen, dass es nun ums Hegen und Pflegen geht.
20. Juni 2024
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BLÜTEN DER TREUE
Eine Frau sammelt die herabgefallenen weissen Blüten des Holunderbaums. Im Spruchband wird ihr Tun erklärt: »Untreue in der Welt lässt die Holunderblüten fallen». Um den Fortbestand von Treue und Liebe besorgt, sammelt sie die Blüten ein.
Wandbehang, Fragment, Wollwirkerei, um 1480
Aus der Ausstellung «begehrt. umsorgt. gemartert. Körper im Mittelalter. Landesmuseum Zürich, Mai 2024
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STONES – Der Stein der Ahnfrau
Eine Auseinandersetzung mit Mythen, Sagen und Geschichten, eine filmische Reise zu magischen Orten im Wallis und in Rumänien - STONES AND HER WHISPERERS OF OLD STORIES heisst das Projekt der Kunstschaffenden Noah Kohlbrenner und David Nagan. Es will die alten Geschichten aus einer zeitgenössischen Perspektive betrachten und neue erzählerische, sinnstiftende Momente formen.
Es war mir eine Freude, mit dieser Truppe von jungen Filmschaffenden zusammenzuarbeiten. Ich habe sie bei klirrender Kälte und viel Sonnenschein ins Lötschental geführt und vom Brauchtum und von der Sagenwelt erzählt. Das Glück war uns hold: der Stein der Ahnfrau zeigte sich in vielen seiner Dimensionen.
Möge es den Kulturschaffenden gelingen, das alte Wissen aus den Erzählungen neu zu entdecken und in die Gegenwart zu übersetzen. Denn lebensdienliche "Geschichten sind eine der Voraussetzungen, um eine Realität zu gestalten, in der wir leben wollen."
Blatten im Lötschental, 25.04.2024
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Das ist einer dieser besonderen Orte, wo sich für mich die Zeit auf einen Punkt verdichten kann. Da sind der See, die Schneeberge, die Schwäne, Enten und ich. Jetzt. Einsinken in die Landschaft; ein Wesen unter vielen sein. Auch den fernen Gletscher spüren, der dieses Becken einst ins Urgestein geschliffen hat - und immer noch mit seinem Wasser speist.
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Frühlingsanfang
Im Quelltopf ein Blütentanz. Sich auf den Weg machen -
jedes Blümchen zu seiner Zeit.
22. März 2024
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Abschied vom letzten Wintermonat.
Sonnenstrahl trifft auf Ackererde.
Oh, dieser Duft.
29. Februar 2024
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Kaum sind die Töne und Rhythmen der fastnächtlichen Gestalten unten im Tal verklungen, beginnen auch hier oben die Frühlingskräfte sich zu regen.
«Langsam, langsam!», höre ich den Gletscher unter seiner dünnen Schneeschicht seufzen.
Bellwald, 14. Februar 2024
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Ich mag diese Zeit anfangs Februar, wenn die Schatten noch lang sind, das Licht zunehmend wächst. Wintermüde und rekonvaleszent wandere ich den Hügel hoch, ergötze mich am Lattenzaun "mit Zwischenraum hindurchzuschaun", schaffe die Steigung. Welch ein Abenteuer!
7. Februar 2024
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wecke deinen leuchtenden kern
sei ganz ohr für deinen inneren klang
und jenen zauber, der in allem wohnt
°Maryse Bodé Kleinert
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DIE NACHT DER WUNDER
Heute Abend treten wir in diese besondere Nacht ein, in der sich nach altem Volksglauben die Ahnfrau HOLLE oder PERCHT in ihrer dreifachen Gestalt zeigt. Diese Stunden sind günstig, um ihren Segen zu empfangen und mit ihr in der kommenden Zeit das Neue ins Leben zu bringen.
nun sind sie wieder unterwegs:
catharina, margaretha, barbara
die heiligen drei madln,
die nornen, die parzen, die uralten.
die erd-, die sonnen- und die mondmutter.
bekannt unter vielen namen -
die drei schicksalsfrauen, die segen bringen
geschenke und herausforderungen.
Foto: A. Nyfeler in: Chappaz, Lötschental: Die wilde Würde einer verlorenen Talschaft. 1979
5. Januar 2024