Bsunderbar
2023
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Die Winterfrau
"Wenn der Winter in die Seele einer Frau kommt, zieht sie sich in ihr Inneres zurück, in ihre tiefsten Räume. Sie lehnt jede Verbindung nach aussen ab, widerlegt alle Argumente, dass sie sich in der Welt engagieren sollte.
Sie mag sagen, sie ruht sich aus, aber sie tut weit mehr als das: Sie schafft ein neues Universum in sich, untersucht und durchbricht alte Muster, zerstört, was nicht wiederbelebt werden sollte, ernährt heimlich, was gedeihen muss.
Winterfrauen sind diejenigen, die in den nächsten Zyklus bringen, was gerettet werden soll. Sie sind die Hüterinnen und Bewahrerinnen von lebensförderlichem Wissen und Macht. Nicht umsonst haben die Menschen in früheren Zeiten die Großmutter geehrt. In ihrer ruhigen Überlegung überwintert sie lebendige Wahrheit, und sie friert Hartherzigkeit und Unechtes aus.
Schau in die Augen der Winterfrau. In ihrer grauen Weite kann man die Zukunft sehen. Schau aus deinen eigenen Winteraugen. Auch du kannst die Zukunft sehen. "
Nach Patricia Monaghan, 1946 – 2012, Schriftstellerin und spirituelle Lehrerin
Bild aus meiner Kartensammlung. Künstlerin unbekannt (Signatur hier leider unlesbar).
17.12.2023
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misteln schneiden
zur vollmondzeit -
da winkt bestimmt ein zaubertrank.
15. Dezember 2023
17. November 2023
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BERGMÜTTER, QUELLFRAUEN, SPINNERINNEN
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FREUDE DES ALTERS
und sich dann in ein Buch, in eine Geschichte hineinfallen lassen.
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DIE KORNÄHREN-MADONNA
Im Wallis gab es früher Zeiten von grossem Überfluss an Korn und Brot. Niemand hungerte, denn an jedem Halm auf dem Acker sprossen zwölf schwere Ähren. Doch je wohlhabender die Menschen wurden, umso weniger wussten sie diese Gabe der Natur zu schätzen.
Einmal ging der Herrgott übers Feld. Da sah er eine Frau, die eine Handvoll Ähren dazu benutzte, um damit ihrem Kind den kleinen Hintern abzuwischen. Da wurde der Herrgott zornig und sagte: «Wenn ihr die Gottesgabe so verachtet, so soll kein Korn mehr wachsen!»
Die Muttergottes, die beschwichtigend aufs Feld geeilt war, meinte, er solle doch wenigstens an jedem Stängel noch eine Ähre wachsen lassen - für Hund und Katz, denn die könnten ja nichts dafür, dass die Menschen so undankbar seien.
Da ballten sich am Himmel schwarze Wolken zusammen, und ein schweres Unwetter brach los. Als der Sturm vorüber war, entdeckte man, dass der Hagel an jedem Halm elf Ähren zerschlagen hatte und nur eine einzige stehen liess.
Seit diesem Tage wächst auf jedem Kornhalm nur noch eine Ähre.
Walliser Sage nach Guntern 1979, Nr. 62, 63, 64
4. August 2023
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Mir war, als hätte ich sie beim Träumen entdeckt -
Älteste inmitten ihrer Nachkommen.
Lärche im Goms, 4. Juli 2023
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dämmerzeit -
wasser schöpfen mit dem sieb,
den vögeln, dem wildbach und
den alten geschichten lauschen:
ankommen bei den kräften eines wilden tales,
suppe und kerzenlicht im steinkeller,
gastfreundschaft im heiligkreuz.
1.Juli 2023, Wandernacht mit Andreas Weissen, Grossmeister der Sagenerzählkunst
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Duftendes Glück
Die Linde – Baum meiner Kindheit. Unter ihrem Blütendach stand meine Wiege. Später hing eine Schaukel in ihrem Geäst, ein Spielhäuschen wurde an ihren Stamm gezimmert.
Und heute bade ich im Duft von Nachbars Lindenbaum, lasse mich umströmen von ruhender Weichheit, von Geborgenheit, Trost, ein wenig Sehnsucht auch. Ich fülle Lungen, Herz und Hirn.
Sommerliebe. Welch ein Geschenk.
26.6.2023
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Berta Agten – Tulpenfrau aus dem Oberwallis
Die Grengjer Tulpe ist offenbar eine echte Walliserin: eine mit hartem Grind, die Widerstand leistet, wenn ihr die Umgebung nicht passt. So verweigert sie sich sämtlichen Zuchtversuchen und gedeiht einzig und allein als Begleitflora in den Winterroggenäckern des Dorfes Grengiols, auf über 1000 Metern über Meer.
Fast wäre diese wilde Blumenart ausgestorben, wenn nicht Berta Agten für deren Erhaltung gekämpft hätte. Im Jahr 1997 gab es bloss noch 19 Stück der "tulipa grengiolensis." Berta sammelte die letzten Zwiebeln ein, hütete sie und setzte sie in ihrem Garten - die Tulpen gediehen.
Bertas Sohn Alex, Hausarzt im Goms, war durch das praktische und zielgerichtete Eingreifen seiner Mutter inspiriert. Er kümmerte sich fortan erfolgreich um das Weiterbestehen der seltenen Tulpenart - ein Gewinn nicht nur für die 50 Schmetterlingsarten, welche die Tulpenäcker besiedeln.
https://www.tulpenzunft.ch/allgemeines/startseite
Bild: Mutter in ihrem Tulpengarten, Agten Alex 2006
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Bretagne, Finistère
Mai 2023
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Mai 2023
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Küstenwanderung (8)
Ein Dolmen - Ahnenstätte mit zwei Grabkammern -
Jahrtausende Menschheitsgeschichte.
Und rundherum wächst unser Brotgetreide.
Bretagne, Finistère: Dolmen du Kerugou, Plomeur
Foto: Sandra Walser
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Küstenwanderung (7)
La Baie des Trépassés - die Bucht der Verblichenen:
Nach altem Volksglauben versammeln sich hier die Seelen der Verstorbenen und warten, bis ein Fährmann sie hinüberbringt ins Inselparadies.
Wer hier wandert, versteht, was damit gemeint ist.
Bretagne, Finistère
11. Mai 2023
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Küstenwanderung (6)
Fontaine et Lavoir au bout du monde -
hier schruppten die Frauen Wäsche sauber.
Bretagne, Finistère, Porztz-ar-Feunteun, Lavoir in Gebrauch bis 1937
10. Mai 2023
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Küstenwanderung (5)
Mich berühren die unzähligen Fontaines - Brunnen oder Quellfassungen. Seit Jahrhunderten gelten viele von ihnen als Orte der Heilkraft und noch sind Rituale bekannt, wie Menschen mit dieser in Kontakt kommen können.
In christlicher Zeit wurde neben den Quellen oft eine Kapelle errichtet und gleichzeitig wurde im Lavoir das Wasser auch für die Wäschereinigung genutzt.
Das Zusammenspiel von Heiligem, Heilkraft und Profanem ist hier ganz selbstverständlich. Wer sich an solchen Orten Zeit nimmt, kann das Murmeln der Erdmutter erahnen, Antworten bekommen und den tiefen Frieden spüren, der über der Landschaft und dem Heiligtum liegt.
Bretagne, Finistère, Ste-Marie-Madeleine (Penmarch): Quellwasser, Kirche, Quellfassung, Lavoir
9. Mai 2023
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Küstenwanderung (4)
Ein Labyrinth gehen
an diesem besonderen Platz -
ein magisches Erlebnis.
Bretagne, Finistère
9. Mai 2023
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Küstenwanderung (3)
Selbst diese granitenen Felsen
können das steigende Meer
nicht aufhalten.
Bretagne, Finistère
8. Mai 2023
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Küstenwanderung (2)
Eindrucksvolle Begegnung
mit granitenen Urzeitungeheuern -
geformt von Wind und Meer.
Bretagne, Finistère
8. Mai 2023
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Küstenwanderung (1)
Vor die Füsse gespült -
zauberhafte unbekannten Meereswesen.
Zu Tausenden stranden sie derzeit
in der Bucht von Audierne.
Bretagne, Finistère
7. Mai 2023
SAGEN ERZÄHLEN VON DER TIEFENSCHICHT EINER LANDSCHAFT.
Ein Beitrag zum Projekt Grengiols Solar
Die Solaranlage auf der Alp Furggen: Notwendigkeit? Chance? Gefahr? Wie auch immer man dieses Projekt einschätzen mag - es will von allen Seiten betrachtet werden. Da kann ich es nicht unterlassen, hier noch eine mythologische Sicht in den Topf der Abwägungen zu werfen. Was erzählen denn die Sagen von den Kräften und Tiefen dieser Landschaft, von den besonderen Zusammenhängen im Netz des Lebens?
So soll auf der Furggen Gräfin Anna gewohnt haben. Noch kennt man dort ein Annabiel und einen Annagrat. Die Alp war sehr fruchtbar und die Menschen führten ein glückliches Leben. Doch einst überbordete die Tanzlust der Sennleute, und sie merkten nicht, dass der Teufel ihr Vieh wegtrieb. Auch Anna soll bei diesem Vorgang verschwunden sein.
Historisch nachweisbar ist die Gräfin nicht. Der Name Anna jedoch, auf die Wortwurzel zurückgeführt, ist eine alte Bezeichnung für Wasser, Fruchtbarkeit. Viele alteuropäische Göttinnen heissen ebenso. Sie stehen für Mutter Erde, aus der alles Lebendige kommt, das von ihr genährt und beschützt wird. So ist auch Gräfin Anna eine Urmutter der Landschaft. Und ihre Geschichte bezeugt eine Zeit, in der die Menschen sich mit ihr verbunden fühlten. Es ging ihnen gut, wenn sie nach ihren Gesetzen lebten und im Gleichgewicht von Geben und Nehmen.
Sagen wurden während Jahrhunderten immer wieder verändert und an das jeweilige Publikum angepasst. Welche Geschichte der Furggen Alp wollen wir heute gestalten? Welche Geschichten sollen nach uns erzählt werden?
Als Leserinbrief zum "Walliser Boten", 3.04.2023
Fotos und Visualisierung: IG Saflischtal
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LEBERBLÜMCHEN
erzählen Geschichten –
von Lebenskraft und Neubeginn,
von Durchbruch und Aufbruch,
von Lebenslust und Herzensfreude,
von Zartheit und Entschlossenheit, für das neue Platz zu schaffen.
Frühlingsbeginn 2023
FANGGA
«Fanggen werden in der Sagenwelt der Alpen die wilden Waldfrauen genannt...
Sie sind das, was (vor allem) Frauen in unserer Gesellschaft nicht sein dürfen: widerborstig, behaart, riesengross, kräftig und wild, mit Hängebrüsten und einem grossen Maul, hässlich und ewig stillend. Ihre übermenschlichen Kräfte verwendet sie nicht, um Kinder und Karriere unter einen Hut zu bringen und dabei noch attraktiv auszusehen, nein, ihre Kraft ist ungebärdig und ungebändigt.
Wenn die Fangga in dein Leben tritt, ist es Zeit, die Erwartungen an das Frausein zu erweitern, unabhängig davon, ob du ein Mann oder eine Frau bist.»
Aus: Thea Unteregger, 28 Göttinnen. Auf den Spuren weiblicher Kulte in den Alpen.
Bild: Internet, leider ohne weitere Angaben
8. März 2023
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SCHWELLENORT MIT SPUREN
Ein starker Ort - dieses Heidnischbiel oberhalb der Talebene der Rhone. Wie eine Insel ragt hier eine versunkene Welt bis in unsere Gegenwart. Menschen lebten nachweislich von von 3900 v. Chr. bis 15 v. Chr. an diesem einstigen Siedlungsplatz.
Eine ganz besondere Atmosphäre herrscht auf dieser markanten Hügellandschaft. Es scheint, als ob sich die Pforte in eine andere Dimension gleich öffnen könnte. Auch eine Sage erzählt von solchen Vorgängen.
Rainer Maria Rilke wählte diesen mystischen Ort - den Friedhof der nahen Burgkirche - als letzte Ruhestätte. Auch die von Iris von Roten, der Schweizer Feministin der 40er und 50er Jahre des 20. Jahrhunderts, Verfasserin von «Frauen im Laufgitter», ist auf dem Heidnischbiel zu finden. Ihre Initialen wurden auf einer Felsplatte eingemeisselt, die mit ihren Schalen und Rutschspuren wohl ein alter Kultstein ist. Ein harter, übermächtiger Eingriff - für alle Ewigkeit gedacht, wie es scheint. Oder zumindest bis zur neuen Eiszeit, wenn die Gletscher wieder wachsen und die Felsen neu schleifen.
Heidnischbiel, Raron VS, 4.März 2023
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Der Sonnenuntergang
erweist dem Lichtmess-Tag alle Ehre.
2. Februar 2023 im Aargau