Bsunderbar
2022
DIE NACHT DER WUNDER -
so hiess die 12. und letzte Rauhnacht im Volksglauben und in den alpenländischen Sagen.
Vom 5. auf den 6. Januar ist die grosse Festnacht der Ahnfrau Holle, Percht, Bertha - oder wie sonst diese uralte weibliche Gestalt auch noch genannt wurde.
Ihr zu Ehren und zum Dank werden weisse Speisen vors Fenster gestellt - immer noch. Der Segen der Ahnfrau ist uns gewiss.
Wir können nun l-a-n-g-s-a-m beginnen, uns auf das Neue auszurichten.
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Und rein in die nächste Rauhnacht...
Ernen, 28. Dezember, 17:56
Leise und sanft beginnt das Neue zur Winter-Sonnenwende. Die alten Sagen erzählen von Wundern in der Christnacht - zumindest von der Hoffnung darauf.
DAS JESUSKIND UND DIE BETTNÄSSER
Zu Zeiten als man noch an die Hilfe und den Segen der Überirdischen glaubte, hat man zu Weihnachten nicht vergessen, auch für die erwachsenen Bettnässer zu beten.
Gebete in der Heiligen Nacht sollten besonders heilsam für sie wirken. Die Menschen dachten da wohl an das Jesuskind, das so hilflos und körperlichen Schwächen unterworfen war, wie andere kleine Menschenkinder auch. Deshalb riet man solchen, welche zufolge Blasenschwäche im Bett das Wasser laufen liessen, sie möchten andere um das Gebet anhalten.
Für diese Bettnässer wurden vor dem Gottesdienst, der um 11 Uhr begann, fünf Vaterunser gebetet. Die Betroffenen hatten fünfmal, bei jeder Kirchentüre einmal, in den Kirchenraum hineinzurufen: „Bättid au för ne arme Bettseier!" (Betet auch für einen armen Bettnässer).
Daraufhin stimmten die alten Frauen, welche die Aufgabe der Vorbeterinnen übernommen hatten, die dazugehörenden Vaterunser an. Ihre Fürbitte richtete sich jedoch vor allem an Mutter Maria, die ihren kleinen Bettnässer selig im Arm hielt.
Überliefert von der Pfarrkirche Grosswangen / Kanton Luzern
Aus: Alte religiöse Volksgebräuche aus der Innerschweiz. Gesammelt von J. Arnet, Grosswangen. Aus SVAk Bd 31, 1931. Foto: Internet frei.
21. Dezember 2022
Sonderbar erscheinen uns manche der alten Sagen heute. Ich mag sie trotzdem, weil sie oft Denk-, Ahnungs-, Deutungs- und Spielräume öffnen.
HELLSICHTIGKEIT zur WEIHNACHTSZEIT
Am Christabend sagte eine Frau zu ihrer Magd, sie solle in der Nacht um zwölf Uhr, wenn alle in der Kirche und sie im Hause allein sei, sich ganz ausziehen, dann rückwärtsgehend von der Türe zum Fenster die Stube kehren und ihr erzählen, was sie dabei gesehen habe.
Ohne zu wissen, was die Frau damit wollte, folgte ihr das Mädchen; aber während sie mit dem Besen eifrig kehrte, sah sie plötzlich den Mann des Hauses am Tische sitzen. Darauf lief sie voller Scham in ihre Kammer.
Als die Frau von der Kirche kam, machte die Magd ihr heftigste Vorwürfe, weil sie ihr nicht gesagt habe, dass ihr Mann zuhause sei, den sie beim Kehren in der Stube sitzen gesehen habe.
Da erschrak die Frau und sagte: "Mein Mann war mit mir in der Messe; ich aber werde nicht mehr lange leben, denn dir ist dein zukünftiger Mann erschienen."
Kurze Zeit darauf starb die Frau wirklich, und das Mädchen wurde ein Jahr später von dem Witwer geheiratet.
Aus: Sigrid Früh, Rauhnächte. Märchen, Brauchtum, Aberglaube.
DER WILDE LUZIEN-TANZ
Luzia – die Lichtbringerin – wird vor allem in Schweden am 13. Dezember gefeiert. Dargestellt wird sie durch junge Frauen: zart, blond, in weissem Kleid mit Lichtkranz im Haupthaar.
Weniger bekannt ist die wilde, dunkle Luz, die in Dezembernächten über die Lande braust. Von ihr wird in den Sagen erzählt, dass sie alt, hässlich und furchteinflössend sei und mit einer blutigen Sense mit den Winterkräften ringe.
Vordergründig scheint es, als wären dies zwei verschiedene Frauenfiguren, die unterschiedlicher nicht geartet sein könnten. Und dennoch sind sie ein und dieselbe, untrennbar miteinander verbunden wie Sommer und Winter.
Sie tanzen den wilden Tanz zwischen Licht und Dunkelheit – so, wie er sich alljährlich zur Rauhnachtszeit ereignet.
Jetzt haben wir die Möglichkeit, dem Doppelgestaltigen nachzuspüren und nachzusinnen, welche Kraft in dieser Lucia/Luz liegt. Welche brauchst du? Vielleicht magst du sie rufen?
13.12.2022
Bildbearbeitung nach einer alten Foto.
Mit wirren Haaren, glühenden Augen, langen Fingernägeln, krummen Nasen, hinkend, bucklig, kreischend und kettenklirrend ziehen sie durch die kurzen Tage und dunklen Nächte.
DIE WINTER-DÄMONINNEN SIND UNTERWEGS
Sie sausen durch die stürmischen Lüfte, rütteln an Türen und Fensterläden und an den Herzen der Menschen.
Stäggele, Stipfälä, Holzmüättärä, Fraufastewybli, Posterli, Haggerin, Häggele, Haggerin, Chlungere, Pfaffechällnere heissen sie in der Schweiz.
Im jahreszeitlichen Zyklus verkörpern diese Frauengestalten die abbauenden Kräfte des Winters: Niedergang, Absterben, Zerstörung, Stillstand, Umwandlung. Sie sind die lokalen Erscheinungsformen der Tod-im-Leben-Göttin der alten Zeit.
Von ihnen erzählen Sagen und Brauchtum. Allerdings sind diese kraftvollen Winterweiber vor langer Zeit schon dämonisiert worden. Als Toggeli setzen sie sich den Lebenslustigen auf die Brust, würgen sie oder spalten ihnen den Schädel auf, den sie mit glühenden Kohlen füllen.
All diese Dämoninnen spielen mit der Hässlichkeit, dem Schrecken, dem Urchaos. Doch sie sind auch Zeuginnen einer Zeit, da die Menschen wussten, dass der dunklen Zerstörungs- und Umwandlungsphase die gleiche Stellung zukommt wie der lichten Blüh- und Aufbauphase.
Weiteres dazu in:
Ursula Walser-Biffiger: WILD UND WEISE. Weibsbilder aus dem Land der Berge. AT-Verlag 1998. Nur noch antiquarisch erhältlich.
9.12.2022
die verschiedenen Ebenen der Wirklichkeit sich zeigen,
und ich ganz innerlich werde.
Eine ganz besondere Stimmung herrscht Ende Oktober auf der Alp. Die Weiden sind abgegrast, Hütten und Ställe verriegelt, die Zäune abgeräumt. Längst sind die Menschen mit ihren Tieren wieder ins Tal gezogen. Das Leben hier oben scheint sich nur noch im Inneren der Alp abzuspielen. Oder wie die Sagen berichten, haben nun die Geistwesen das Szepter übernommen, so, wie es auch die folgende Geschichte erzählt:
DIE ALPMUTTER IM SPÄTHERBST
Einmal im Herbst, lange nach der Alpabfahrt, stieg ein Hirte vom Tal hinauf zu den Sommerweiden. Er wollte nachschauen, ob die Murmeltiere schon geheut hätten und am Schlafen seien. Wo noch vor wenigen Wochen die Alpenrosen, der Steinbrech und die Arnikablüten geleuchtet hatten, zitterte jetzt nur noch das braune Herbstgras über die Weiden.
Wie der Hirte im Alpstafel vor die erste Hütte kam, sah er zu seinem Erstaunen, dass die Fensterläden offen standen. Neugierig schlich er näher, guckte durch ein Astloch und sah ein altes, verhutzeltes Weib mit einem Chreshut, den sie wie eine Krone trug. Sie hantierte lärmend bei der offenen Feuerstelle, der Trächa.
«Das muss die Alpmuetter sein», dachte der Hirte. Von ihr hatte er schon oft gehört. Man erzählte sich, dass sie während des Winters Alp und Hütten wieder in ihren Besitz nahm, aufräumte und putzte, damit alles zurück in die Ordnung kam. Menschen hatten da oben nichts mehr zu suchen, und wer sich trotzdem hinaufwagte, musste mit allerhand Schwierigkeiten rechnen oder verlor gar sein Leben.
Der Hirte konnte sich vom Anblick der Alten nicht lösen. Sie war eifrig mit Kochen beschäftigt. In einem grossen Alpchessi (Käsekessel) hatte sie die verschüttete Milch des Sommers gesammelt, mit einem Stein mörserte sie in der Gebse (flache Holzschale) alles Unnütze und Verbrauchte zu kleinsten Teilen, und im Butterfass zerstampfte sie faulige Überreste eines langen Alpsommers. All dies landete im Kessel, und die Alte mischte und rührte einen dicken Brei.
Rings um die bucklige Köchin herum tanzte eine Schar kleiner Tiere. Das eine trug ein Salzbüchschen in den Vorderpfoten, das andere ein Tellerchen mit Wacholderbeeren, das dritte einen Busch von getrockneten Kräuterwurzeln. Nur eines, das kleinste, sprang und tanzte durch die Hütte. Zu diesem wandte sich plötzlich die Alpmuetter und knurrte: «Du Hanschäsperle, choz mer Schmalz!» Und siehe da, schon kotzte das Tierlein davon in Hülle und Fülle ins Alpchessi...
Alpe Frid, 28. Oktober 2022
Simplonpass, 15.10.2022
Voilà – das Reich der grossen Ahnfrau
«Zuhinterst im Lötschental soll einst die Holzmüättärra gelebt haben. Sie war von hohem Alter und mancherorts wurde berichtet, sie sei unsterblich. Man war sich nicht einig, ob man das Holzmütterlein zur Gattung der Zwerge oder der Riesinnen zählen sollte. Auf jeden Fall galt sie als bärenstark und vor allem Frauen wussten sich von ihr verständnisvoll beraten, umsorgt und beschützt. Wer sich ihr gegenüber respektvoll verhielt, konnte auf ihre Unterstützung zählen. Wer jedoch ihre Gesetze nicht einhielt, lebte gefährlich»…
Aus: Bergmütter, Quellfrauen, Spinnerinnen. Sagen und Geschichten aus dem Wallis
7. September 2022, Grundsee Fafleralp Lötschental
Führung in der Ausstellung "Sagenhafter Alpenraum"
im Forum für Schweizer Geschichte, 25.9.2022, 11:00 bis 12:00 Uhr
BERGMÜTTER, QUELLFRAUEN, SPINNERINNEN
Vom Ursprung und der Kraft des Weiblichen in den alpenländischen Sagen
Wild, geheimnisvoll und stark sind die Frauenfiguren, die unsere Sagenwelt bevölkern. Welche Gestalten tauchen in den alten Erzählungen auf, welche Eigenschaften zeichnen sie aus? Und welche Geschichte steckt hinter diesen Geschichten? Auf dem Rundgang durch die Ausstellung mit der Erzählforscherin Ursula Walser-Biffiger erfahren wir viel Interessantes über weibliche Sagengestalten und deren Wirkung und Bedeutung bis heute.
Fotos: Nationalmuseum
LESUNG « BERGMÜTTER, QUELLFRAUEN, SPINNERINNEN»
Freitag, 09. September 2022, 19.00 Uhr im Kulturfels Naters
Ursula Walser-Biffiger erzählt und liest aus ihrem Buch zu Walliser Sagen und Geschichten.
Wild, wirkmächtig und geheimnisvoll sind die Frauengestalten, die unsere Sagenwelt bevölkern. Die Autorin holt Volkserzählungen in die Gegenwart, befreit sie aus der Enge des Tales und aus dem moralisch-katholischen Korsett. Die sorgfältig recherchierten kulturhistorischen Hintergründe machen altes Wissen sowie vergessene Frauengeschichte wieder zugänglich.
Ursula Walser-Biffiger, im Wallis und mit Sagen und wilden Geschichten aufgewachsen, befasst sich seit Jahrzehnten mit Erzähltradition, Volkskunde und Landschaftsmythologie.
Die Menschen der alten Zeit
nahmen die Grosse Ahnfrau in verschiedenen Erscheinungsformen wahr.
Im wogenden Kornfeld zeigte sie sich ihnen
mit langen blonden Haaren.
Mühlebach, 11.8.2022
das muss man auch haben."
OSTARA 2022
frühling ist.
und krieg ruft nach frieden.
ich rufe die kraft und den schutz der slawischen ahnfrauen:
BEREHYINIA - lebenspenderin und -behüterin
BABA JAGA - todes- und geburtsgöttin
MOKOSCH - beschützerin der frauen und der kinder
MATY ZEMLYA - mutter erde
ZORYA - göttin des lichts
GOTTESMUTTER MARIA - gnade und gerechtigkeit
ZIVA – bringt das beste aus den männern hervor
LADA - ahnfrau des frühlings, der schönheit und der liebe
27.2.2022
dem ersten amselkonzert lauschen.
26.01.2022
wintermondschneeglitzerzauber.
16.01.2022
einfach
querfeldein -
still öffnet sich die zeit.
erner feld, 9.1.2022