Bsunderbar
2021
Zur Zeit der rauhen Nächte und der grauen Tage:
eine Geschichte aus "Bergmütter, Quellfrauen, Spinnerinnen":
PHILOMENA UND IHR LICHTSEGEN
Die Luft hatte sich verändert. Die Tage waren nun schon merklich kürzer geworden. Das Gold der Lärchen leuchtete und die Erinnerung an einen erfüllten Alpsommer war noch wach.
Abends, wenn es anfing einzunachten, setzte sich Philomena in ihre Stube und genoss die stille Zeit. Sie hatte ihr Strickzeug beiseite gelegt und erlaubte auch ihren Fingern, sich auszuruhen. So sass sie da und beobachtete, wie der Tag sanft in die Nacht floss. Und erst als es so dunkel war, dass sie die eigene Hand nicht mehr erkennen konnte, zündete sie eine Kerze an, die vor ihr auf dem Stubentisch stand.
Mit dem Aufflackern der Flamme war Philomena wieder hellwach. Sie spürte die Wärme des Feuers und liess Erinnerungen aufsteigen, die sie beglückten.
Da waren all die Begebenheiten eines zauberhaften Sommers und eines vollen Lebens. Und Philomena hatte Übung darin, dem goldenen Faden zu folgen, der sich nun in Bildern, Gefühlen und Gedanken vor ihr entrollte: ein Morgenjuchzer auf der Alp, Herdengeläut und Kinderlachen, rauschende Bäche und Bergspitzen im Abendrot, die Schönheit der Blumenwiesen, der Duft von Kräutertee, würzigem Käse und frisch gebackenem Brot, Zufriedenheit nach der Arbeit, Gespräche und Geschichten am Feuer, wandelbare Mondnächte und die Nähe zu den Sternen,
klirrende Kälte und der warme Atem der Tiere, der weisse Mantel der Winterfrau und die Geborgenheit in der Stube …
Eine ganze Weile sass Philomena da, blickte in die Kerzenflamme und träumte. Ein Gefühl von Dankbarkeit durchströmte sie. Sie spürte den Segen, der über allem Lebendigen lag. Immer wärmer und heller schien es in ihrer Stube zu werden.
Nun war es Zeit für sie, die Fenster weit zu öffnen. Philomena wollte das Licht weiterziehen lassen, damit es das Dunkel dort erhellen konnte, wo es nötig und heilsam war.
BERGMÜTTER, QUELLFRAUEN, SPINNERINNEN
danke an alle besucherinnen und besucher
wintereinbruch in den bergen -
feuer im kamin.
19.09.2021
vom berg geborgen
der see in klarheit und licht
nichts bleibt, wie es ist
nichts ist, wie es scheint
binntal, 9.9.2021
lawinenkegel & libellenflügel.
twingi, binntal 7.8.2021
IM KRAFTFELD DES RHONEGLETSCHERS
vor vielen tausend jahren
wanderten die drei schicksalsfrauen über die berge
und ruhten hier in einer warmen quelle aus.
in bester schöpferinnenlaune fingen sie an,
das netz des lebens im vom gletscher
ausgehobelten tal zu erwecken.
gletsch, 17. 6. 2021
weiterlesen in: BERGMÜTTER, QUELLFRAUEN, SPINNERINNEN.
kuhschellen
auf dem weg zum gletscherstaffel.
lötschental, 15. juni 2021
am fusse des hübschhorns
einen schauplatz für mein neues buch erkunden.
simplon, 9. Juni 2021
heute blühe ich,
sagte die uralte kirschbaumtänzerin.
9. mai 2021
blütenrausch
im vollmondlicht.
27.04.2021
BERGFRÜHLING
lawinenzüge noch festgefroren im tal
daneben - fein und klar - entfaltet sich
der bergholunder.
24.04.2021
blütenpracht
verspricht die alte
kirschbaumtänzerin.
15.01.2021
im dorfbach
das spitzenkleid
der eisjungfrau.
10.01.2021